Montag, 14. Mai 2012

Jos Diegel - "Abhandlung über unkreative Malerei"

 „‚Panik in der Pampa‘, ‚Den si­che­ren Hafen der Kunst spren­gen‘, ‚Re­ku­pe­riert wer­den nur die­je­ni­gen, die sich re­ku­pe­rie­ren las­sen‘, ‚Es gibt eine Al­ter­na­ti­ve‘, ‚Das Maß einer per­sön­li­chen Be­un­ru­hi­gung‘ und ‚Die rea­lis­ti­sche Katze‘ sind die Titel ei­ni­ger Ar­bei­ten, die Jos Die­gel im Wag­gon am Kul­tur­gleis zeigt. Dabei geht es um ein Spiel, das von der Fä­hig­keit der Ent­wer­tung ab­hängt, ich nenn sie mal un­krea­ti­ve Ma­le­rei.
Da geht es nicht um Ver­wer­tung und um Sinn­ge­bung. Da geht es um Ent­wer­tung und Sinn­ent­lee­rung. Zwecken­ent­frem­dung ist ei­gent­lich das pas­sen­de Mit­tel, sie ent­steht und ver­stärkt sich immer mehr wäh­rend des Ver­falls des künst­le­ri­schen Aus­drucks. Un­krea­ti­ve Ma­le­rei läßt sich auch nicht so­fort auf seine öko­no­mi­sche Ver­wert­bar­keit fest­le­gen. Das sind doch mal Ver­su­che, einen “un­krea­ti­ven Block” als Ma­te­ri­al für eine an­de­re Ge­samt­heit zu nut­zen. Da müss­ten wir dann doch mal wo­an­ders sein. Da kann es doch mal um an­de­re Si­tua­tio­nen gehen. Viel­leicht ist das Tolle an die­ser un­krea­ti­ven Ma­le­rei, also an der zwecken­frem­de­ten Ma­le­rei nicht, daß das Co­py­right keine Rolle spielt, son­dern, daß man auf Über­ma­lun­gen kein Co­py­right haben kann. Das ist die ei­gent­li­che Zwecken­ent­frem­dung, nicht des Bil­des das über­malt wurde, aber des Co­py­rights selbst. Das Co­py­right macht dann über­haupt kei­nen Sinn mehr. Daß es so wich­tig ist, wer von was der Ur­he­ber ist, hat doch nur mit Öko­no­mie zu tun. So­lan­ge man ar­bei­tet, hat man eine Hand­lung. So­lan­ge man weiß, was man ge­ar­bei­tet hat macht alles einen Sinn. Mal ganz ehr­lich, ge­winnt doch in einem Pro­zess zwangs­läu­fig nicht der Ur­he­ber, son­dern die bes­se­ren An­wäl­te.
Wir sind so ver­ses­sen auf das Recht etwas ur­ge­ho­ben zu haben. Was will nur immer der Ur­he­ber in uns? Das Recht daran än­dert doch auch nicht wirk­lich, ob man das nun war oder nicht. Alles wegen die­ser Hand­lung, die­ser Ge­schich­te, die­sem Sinn, die­ser Mehr­wert, die­ser ver­damm­ten Öko­no­mie. Weil wir so krea­tiv sind. Aber krea­tiv zu sein ist nun auch nix be­son­de­res mehr. Wenn wir nicht dau­ernd diese Welt der Öko­no­mie re­pro­du­zie­ren wol­len wür­den, würde auch kei­ner ko­pie­ren wol­len. Und wenn, es wäre auch egal.